Osteopathie - Was ist das?
Die Beweglichkeit des Körpers bezeichnen Osteopathen als Grundprinzip des Lebens, der Körper wird als eine große Einheit betrachtet. Die einzelnen Bestandteile dieser Einheit wie Bewegungsapparat, Nervensystem und innere Organe hängen alle wechselseitig voneinander ab. So tut der Kopf weh, wenn der Magen krank ist und der Rücken schmerzt, obwohl der Bauch verspannt ist. Jedes Körperteil, jedes Gewebe und alle inneren Organe benötigen entsprechenden Bewegungsraum um uneingeschränkt funktionieren zu können. Wird diese Bewegungsfreiheit nun eingeschränkt, beginnt der Mensch sich unwohl zu fühlen, Schmerzen treten auf und Krankheiten sind oft die Folge.
Jede osteopathische Behandlung beginnt deshalb mit einem ausführlichen Patientengespräch. Krankheitsgeschichte, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten des Patienten werden erfragt. Die eigentliche Behandlung beginnt mit einer speziellen Untersuchungstechnik. Gewebe und Bewegungsapparat werden abgetastet, abgeklopft, erspürt, der Osteopath macht sich ein Bild davon, wie sich der Körper des Patienten organisiert hat. Das individuelle Bewegungs- und Funktionsschema des Patienten wird erstellt. Als nächstes werden mit gezielten Handgriffen die Organe des Patienten in Position gebracht, die Gelenke werden gängiger gemacht und die Bewegungen der einzelnen Organe werden aufeinander abgestimmt.
Die Dauer einer osteopathischen Behandlung ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Während manche Beschwerden nach ein oder zwei Sitzungen behoben sind, benötigen Patienten z. B. mit chronischen Leiden oft sechs oder mehr Sitzungen bis das Behandlungsziel erreicht ist. Wie die Anzahl wird auch die Dauer der Sitzungen individuell auf den Patienten abgestimmt. Der Osteopath arbeitet dabei nicht auf Zeit, er beendet die Behandlung erst dann, wenn ein entsprechendes Resultat erzielt wurde. Osteopathie kann grundsätzlich bei allen Funktionsstörungen des Körpers angewendet werden, egal wie lange die Beschwerden schon andauern. Altersbeschränkungen für die Therapie gibt es keine, denn jedes lebende Gewebe kann osteopathisch behandelt werden!
Die parietale* Osteopathie
Funktionsstörungen des Bewegungsapparates
Dieser Teil der Osteopathie beschäftigt sich mit Faszien*, Muskeln, Knochen und Gelenken. Durch sanfte Techniken werden Störungen wie etwa Gelenkblockierungen gelöst, Verspannungen werden gelockert. Die parietale Osteopahie ist das älteste Gebiet, die Basis, aus der sich die Heilmethode bis zum heutigen Stand entwickelt hat.
Anwendung der parietalen Osteopathie:
- Schmerzen im Bewegungsapparat
- Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule
- Schmerzen der Lendenwirbelsäule
- Nackenverspannungen
- Schulter-Arm-Syndrom
- Haltungsschäden der Hüfte und der Wirbelsäule
- Schmerzen der Gelenke
- Nachbehandlung von Brüchen, Operationsnarben und Unfallfolgen
- Verspannungen oder Verletzungen des Skeletts, der dazugehörigen Muskeln und Bänder
- Hexenschuss, Bandscheibenvorfall, Folgen von Unfallverletzungen
- ...
* parietal aus dem Lateinischen: paries = Wand, zur Wand eines Organs oder Leibeswand gehörig
* Faszien zähe, aus Bindegewebe bestehende Häute, die alle Bestandteile des Körpers wie Knochen,
Muskeln und Organe einhüllen und miteinander verbinden. Alle Faszien zusammen bilden ein dreidimensionales Netz, das den Körper zusammenhält.
Die cranio-sakrale* Osteopathie
Funktionsstörungen der Schädelknochen und des Nervensystems
Dieser Teil der Osteopathie wurde von dem Arzt William Garner Sutherland begründet, der sich ausgiebig mit dem Schädel des Menschen beschäftigte. Beruhend auf der Ertastung des rhythmischen Flusses des Gehirnwassers hat Sutherland die cranio-sakrale Therapiemethode entwickelt. Wie Herzschlag oder Atem ist dieser Rhythmus ein eigenständiger Körperrhythmus und führt bei Störungen zu negativen Auswirkungen, die sich im Kopf oder im gesamten Körper bemerkbar machen können. So können Beschwerden in Organen, Muskeln, Knochen, im Nerven- oder Hormonsystem auftreten. Durch die cranio-sakrale Therapie können Störungen ertastet und meist durch sanften Druck auf den Schädel oder bestimmte Körperregionen normalisiert werden. Besonders bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems kann eine positive Beeinflussung durch diese Therapie festgestellt werden. Die cranio-sakrale Therapie bewirkt eine allgemeine Stärkung der Vitalfunktionen und einen Ausgleich bei Spannungszuständen.
Anwendung der cranio-sakralen Osteopathie:
- Migräne
- akute und chronische Schmerzen
- Schleudertrauma
- rheumatische Erkrankungen
- Tinnitus
- Schwindelanfälle
- Depressionen und Stimmungsschwankungen
- Stress und Prüfungsangst
- Hormonstörungen
- Bluthochdruck
- Nachsorge bei Schlaganfall
- Geburtsvorbereitung und -nachsorge
- Entwicklungsstörungen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen
- Hyperaktivität
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* cranio-sakral aus dem Lateinischen: cranium = Schädel, sacrum = Kreuzbein
Die viscerale* Osteopathie
Funktionsstörungen der inneren Organe
Dieser Teil der Osteopathie ist für die Behandlung von inneren Organen, den versorgenden (Blut-) Gefäßen und einem Teil des Nervensystems zuständig. Dabei wird die Beweglichkeit der Organe zueinander und das sie einhüllende oder stützende Muskel- oder Bindegewebe ertastet und behandelt. Die Funktion der Organe wird unterstützt und angeregt, die Selbstheilungskräfte werden gefördert und krankhafte Mechanismen aufgelöst. Dieser Bereich der Osteopathie gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn die vielschichtigen Beziehungen der inneren Organe zum Bewegungsapparat wurden lange Jahre nur nebensächlich wahrgenommen.
Anwendung der visceralen Osteopathie:
- chronische Verdauungsbeschwerden (Darmprobleme, ...)
- Erkrankung des Magens (Sodbrennen, Völlegefühl, ...)
- Leber- oder Gallenprobleme
- chronische Blasenentzündung, Urogenitale Beschwerden
- Nierenerkrankungen
- Lungenleiden
- Allergien
- chronische Müdigkeit
- Nachsorge nach Operationen
- Atemwegsbeschwerden
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* visceral aus dem Lateinischen: viscera = Eingeweide
Osteopathie für Säuglinge und Kinder
Die sehr sanften Behandlungsmethoden der Osteopathie sind besonders für Säuglinge und Kinder geeignet.
Anwendungen bei:
- Koliken
- Schreikindern
- Symmetrie Störungen (z.B. Kiss-Syndrom)
- Gelenkfehlstellungen (z.B. Hüftdysplasie)
- Lernstörungen und Verhaltensauffälligkeiten
- Begleitung bei kieferorthopädischen Behandlungen
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